Am Familiensonntag, 27. Jänner 2019 fand in Asten eine große Pfarrversammlung statt. Thema: Wie gelangen wir als Pfarre in die Jüngerschaft? Wie können wir als Pfarre die Vision Jesu umsetzen? Um welche Vision geht es da überhaupt?
Zuerst wurde in der Predigt die vom Pfarrgemeinderat und vom Leitungsteam erarbeitete Vision vorgestellt – eine Übersetzung des doppelten Auftrags Jesu an die Jünger. Nach der heiligen Messe waren alle eingeladen, im Pfarrsaal über die einzelnen Teile dieser Vision aktiv nachzudenken.
Fast 50 Pfarrmitglieder aller Altersklassen folgten der Einladung und kamen im gemeinsamen Gespräch (zusammengefasst) zu folgenden sieben Prinzipien:
1. Raus aus der Komfortzone: Fokus auf die Fernstehenden!
Jesus sagte nicht: „Kümmert euch um jene, die eh in die Kirche kommen“, sondern: „Geht hinaus in alle Welt und verkündet allen das Evangelium“. Eine Kirche, die sich bloß im Kreis dreht, in der jeder seinen festen Sitzplatz hat („rechte Hälfte, dritte Bank“), und kleine Kinder oder neue Besucher argwöhnisch und mit großen Augen beobachtet werden, wird weder evangelisieren noch begeistern.
Klar, wir müssen raus aus der Komfortzone, hinaus zu den Menschen, aber andererseits auch einfach herzlich und einladend für Neue sein: Nur wer selbst begeistert ist, kann andere für den Glauben begeistern!
- Herzliche Willkommensatmosphäre beim Gottesdienst
- Pfarrcafé als Möglichkeit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen
- Leicht zugängliche Information für Neue und Zugezogene
- Jeder kann wen anderen einladen zum Sonntagsgottesdienst!
- Evtl. Onlineübertragung der Messen, Predigten, Veranstaltungen?
- Spezielle Angebote für jedes Alter / Gezielte Werbung in Einrichtungen
- Möglichkeit für Feedback / Fragebogen auslegen bzw. online stellen
- Regelmäßige Treffen, um über Anliegen und Verbesserungen auszutauschen
- Evtl. besondere Gottesdienste, die nicht in der Kirche stattfinden?
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2. Gemeinschaft: Jeder ist Teil der Familie!
Wir sind eine große Familie, die Familie Gottes. Nichts anderes ist doch eigentlich die Kirche. Schon im alten Testament als „Volk, das dem Herrn gehört“, sind wir seit Jesus Christus und der Ausgießung des Heiligen Geistes durch die Taufe und Firmung zur wahren Kindschaft Gottes berufen.
Wenn das jede und jeder verstehen würde, wie herzlich würden wir miteinander umgehen, und welches Zeugnis könnten wir als Kirche und Gemeinschaft geben?!
- Herzlichkeit und Unvoreingenommenheit in allem, was wir tun
- Begrüßen der Sitznachbarn in der Messe / Füreinander beten
- Vorbereitung: jedes Sakrament als neue Entscheidung, teilzuhaben und teilzunehmen am Leben der Kirche
- Firmlinge u. Ministranten: Gemeinschaft (er)leben
- Alle sind willkommen / Angebote für alle Altersgruppen
- Für Eltern mit Babies und Kleinkindern Still- und Krabbelbereich einrichten (Kirche/Glaswand? Bild/Tonübertragung ins Stüberl?)
- Jugendlichen praktische Aufgaben in der Pfarre anvertrauen (z.B. Plakate, Technik, Musik, Begrüßung, Pfarrcafé …)
3. Jüngerschaft: Wachsen in der Nachfolge Jesu!
Wie ist es möglich, dass wir nach 2000 Jahren Geschichte in der Kirche vergessen haben, was Jüngerschaft heißt? Dabei geht es doch bei Jesus immer wieder darum, ihm nachzufolgen, von ihm zu lernen, sein(e) Jünger zu werden!
Was aber ist ein Jünger? In der Bibel und im Verständnis Jesu ist ein Jünger (griech: mathētḗs) jemand, der den Meister kennt, ihm nachfolgt und (mit Hilfe des Heiligen Geistes) ihm ähnlich werden will. Jesus beruft – damals wie heute – Männer und Frauen in die aktive Jüngerschaft!
- Sakramente besser verstehen lernen
- Bibelkurse: interaktiv, vertiefend, spannend
- In der Predigt soll es um Jesus gehen
- Jüngerschaftskurs in Asten? (glauben, feiern, leben, beten)
- Alpha als Chance, den Glauben neu zu entdecken und zu verstehen
- Hauskreise, um in Kleingruppen Glaubensthemen zu vertiefen/verinnerlichen
- Möglichkeit, z.B. für ein Jahr in Jüngerschaft zu leben?
- Möglichkeiten finden, gegenseitig Zeugnis über das Erlebte mit Jesus zu geben: man hört lieber auf Zeugen als auf Lehrer
4. Anbetung: Gott im Mittelpunkt!
„Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts.“ (Johannes Hartl) Auch der Psalmist schreibt: „Wenn nicht Gott das Haus baut, bemühen sich die Arbeiter umsonst.“
Die Kirche Gottes wäre nicht Kirche, wenn nicht wirklich Gott – der lebendige, allmächtige, liebende, so ganz andere aber doch ganz nahegekommene Gott – im Mittelpunkt stünde. Das ist für uns Menschen eine echte tägliche Challenge, aber ebenso eine Freude und Ehre: Gott zu loben und zu preisen für alles, was er getan hat, weiter tut, und noch für uns vor hat!
Wie aber lieben wir Gott „mit ganzem Herzen und mit ganzer Kraft“?
- Anleitung zum Gebet: gemeinsam beten, füreinander beten
- Zusätzlich zum Sonntagsgottesdienst: Gott loben und kennen lernen in regelmäßigen Hauskreis- und Kleingruppen-Treffen
- Einen Gebetsraum einrichten, wo man gerne hingeht und betet (Marienkapelle?)
- Anleitung zum Bibellesen: Jesus verstehen und kennenlernen; „erkennen um zu lieben“
- Die 10 Gebote nicht als Pflicht, sondern als Hilfe und Bedürfnis für Jünger erklären
- Lernorte für Kinder/Eltern schaffen
- Gott begegnen z.B. auch durch größere Events, wie Wallfahrten
- In der Predigt den liebenden Gott in den Mittelpunkt stellen
5. Dienst: Füreinander da sein!
„Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ und „Ich bin nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen“ sind Aussagen Jesu, um zu beschreiben, wie Christen miteinander umgehen.
Wenn unsere Gemeinschaft nicht sicht- und spürbar herzlicher wird, einander vergibt, sich gegenseitig hilft, und in verschiedenen kreativen Diensten die Liebe Gottes sichtbar macht, dann haben wir nicht verstanden, worum es Jesus eigentlich wirklich geht.
- Jeder hält die Augen offen: helfen wo nötig, auffangen wo möglich
- Kommunikation: Was gibt es? Wo kann man helfen? Welche Dienste gibt es?
- Regelmäßige Treffen / ein „Dien-Team“ gründen
- Kontakt untereinander, auch zwischen verschiedenen Gruppen in der Pfarre
- Hilfsdienst-Netzwerk aufbauen (Liste: Wer bietet Hilfe an? An wen kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe beim Einkauf/Fensterputzen/Kinderbetreuung etc. brauche…)
- Sich einbringen: jede/r soll – je nach seinen Gaben – eine Aufgabe haben
- Liste mit Aufgaben in der Pfarre, zu denen man sich melden kann, auch kleinere Dienste / zeitlich begrenzt
- Kranke und gebrechliche Leute besuchen
6. Zeugnis geben: Glauben sichtbar machen!
In der Kirche – besonders im kath. Gottesdienst – geht manchmal die Möglichkeit unter, einander zu ermutigen und bestärken, Zeugnis zu geben von der Größe und Liebe Gottes, die man im eigenen Leben erfahren hat.
Wir wollen Möglichkeiten schaffen, wo solcher Austausch und Ermutigung stattfinden können. Jeder, der mit Jesus geht, erlebt Dinge, die – wenn auch vielleicht nicht immer einfach – so doch aufbauend und inspirierend sind.
- Vorbilder sein als Christen: vorleben, zeigen dass Gott in uns ist (auch wenn nicht automatisch alles „easy“ ist)
- Sich mit anderen austauschen: Wie wirkt Gott in unserem Alltag?
- Einladen zu Alpha / zum Familiensonntag
- Segnen: kennt keine Grenzen und ist eine wirkliche Ermutigung (z.B. jeden Abend vor dem Schlafengehen die Kinder segnen)
- Einmischen/Aufmischen/Aufzeigen: Lösungen aus dem christlichen Glauben heraus überlegen und anbieten
- Zeugnisse in sozialen Einrichtungen: Hoffnung geben, von Gott erzählen
- Zeugnis geben in der Messe: Wer bin ich? Was habe ich mit Jesus erlebt? Wie hat mich Gott verändert?
7. Vernetzung: Lernen und inspirieren!
Es gibt keine Solo-Christen. Entweder man ist Christ gemeinsam mit anderen, oder man ist es nicht. Wir behalten diesen Blick über den Tellerrand hinaus: Was können wir von anderen lernen? Wohin will uns der Heilige Geist führen? Was können wir an andere weitergeben?
Die Kirche lebt aus dem Heiligen Geist, der immer wieder verschiedenste Menschen und Gruppen inspiriert. Wir wollen uns mit anderen Pfarren / Gemeinschaften / christlichen Konfessionen vernetzen und lernend austauschen – so kann das Reich Gottes wachsen!
- Interessiert sein für das, was sich woanders in der Kirche (auch in anderen christlichen Konfessionen) Positives entwickelt
- Punktuell Kundschafter aussenden zu Tagungen / Fortbildungen / Austausch
- Nicht jammern, sondern Verantwortung übernehmen – sich kreativ einbringen
- Neue Ideen vorstellen und zur Diskussione bringen
- Kommunikation: auf der Webseite und im Blog davon berichten, was sich tut