Das größte Drama aller Zeiten, das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus, nimmt wieder seinen Lauf: Feierlich und freudig beginnt die Karwoche am Palmsonntag. Nachdenklich und fragend erreicht sie den Mittwoch, beunruhigt und fragend durchlebt sie den Gründonnerstag, verzweifelt und am Boden zerstört den Karfreitag. Während der Karsamstag uns enttäuscht und ohne Hoffnung zurücklässt, dringt in der Osternacht unbändige Freude und Begeisterung durch: das Grab ist leer! Jesus, der grausam gelitten hatte und wirklich tot war – er lebt!!
Muss so viel Drama sein?
Manch einer denkt sich wohl: Was für ein Drama macht hier eigentlich die Kirche? Aber es geht um alles: Tod und Leben, Sünde und Vergebung, Verachtung, Hass und schließlich alles durchbrechende Liebe. Wir durchleben, wie Jesus selbst in seinen letzten sieben Tagen, alle Facetten und Spielarten menschlicher Gefühle.
Vielleicht geht uns Menschen des 21. Jahrhunderts – besonders im nüchternen Westen oder kühlen Norden – dieses Sinnenhafte, dieses selbst Erleben und Spüren ab? Vielleicht sollten wir das gerade wieder neu lernen?
Jesus hat gelitten, echt, seelisch und körperlich, nicht bloß einfach willenlos und ausgeliefert. Klar, wir denken, dass er als Mensch keinen wirklichen Einfluss auf sein Schicksal hatte. Aber als Gott wusste er sehr genau, was er tun wollte: uns Menschen zeigen, dass die Opferbereitschaft das Maß der Liebe ist. Und dass die größte Liebe derjenige hat, der sein Leben für den Freund hingibt.
Wie geht Jesus in die Karwoche?
Jesus erfüllt erstens alle Prophezeiungen: vom Esel bis zum Pascha, vom Hosanna bis zum Kreuzige ihn war alles schon im Alten Testament vorausgesagt. Die ganze Schrift, jede Geste, jede Figur, jede Handlung darin, deutet auf den Messias, auf Jesus Christus hin, und er selbst ist die Erklärung und Erfüllung aller Schrift: Er ist der König, der kommt, der Gesalbte, der Retter, der Gott mit uns, der uns sich selbst als Vater zeigt.
Zugleich erfüllt er die Schrift auf ganz neue Art und Weise: in Demut und Liebe, in Bescheidenheit und Vergebung. Und das, obwohl er die Allmacht hätte, Sterne und Galaxien zu bewegen! Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen. Und das tut er wirklich, nicht nur am Gründonnerstag bei der Fußwaschung.
Drittens ist Jesus konsequent bis zuletzt – er ist treu bis zum Äußersten: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! … Es ist vollbracht. Alles was Jesus jemals wollte und will, ist dass wir die Liebe seines und unseres Vaters für uns erkennen.
Wie sollen wir die Karwoche leben?
Drei Dinge können uns helfen:
- Werden wir still und lassen wir uns nicht zu viel von anderen Dingen ablenken: es wäre gut, in diesen Tagen Musik, Radio, Fernsehen, Internet, ja sogar das Handy für ein paar Tage auszumachen oder zumindest auf das Minimum zu reduzieren. Suchen wir die Stille, damit Gott zu uns sprechen kann.
- Besuchen wir die liturgischen Feiern dieser Tage: Erleben wir mit Jesus sein Leiden und Sterben, damit wir mit ihm auch wirklich auferstehen. Ich habe es immer wieder selbst erlebt: erst wenn ich am Karfreitag wirklich „gestorben“ bin, d.h. realisiert habe, dass Jesus, dass Gott aus Liebe zu mir am Kreuz hing und starb, erst wenn ich den trostlosen Karsamstag erlebt habe, kann ich wirklich von der Freude über die Auferstehung erfasst werden. Hier ein Plan für die Kartage in der Pfarre Asten – herzliche Einladung zum Mitfeiern!
- Lesen wir die Passionsgeschichte: Es lohnt sich, während dieser Tage ein oder mehrere Male das Leiden Jesu nach Matthäus, Markus, Lukas oder Johannes an einem Stück zu lesen. Bete zuerst kurz um den Heiligen Geist, dann lies aufmerksam und frage dich: Was hast du für mich getan, Herr? Was kann ich für dich tun?