Wort des Pfarrers | JAKOBUS Pfarrmagazin (2/2021)
Liebe Astner! In der Diözese Linz wird es vermutlich 2021-24 eine spürbare Strukturreform geben. Sie wird auch unsere Pfarre betreffen. Erreichbarkeit und Zuständigkeitsbereich des Sekretariats werden sich stark ändern.
Strukturreform der Diözese. Die rund 487 Pfarren in Oberösterreich werden auf 40 zusammengelegt. Am 4. Mai verabschiedete Bischof Manfred das neue Gesetz dafür. Dies begründet er mit dem Personalmangel an Priestern, Laientheologen (Pastoralassistenten) und Religionslehrern.
Was bedeutet das für uns als Pfarre? Es wird im Dekanat Enns-Lorch, zu dem wir gehören, anstatt elf kleiner nur mehr eine große Pfarre geben. Unsere Pfarre wird – wie alle anderen Pfarren in Oberösterreich – aufgehoben und wir werden eine Teilgemeinde der neuen großen Pfarre. Dafür ernennt der Bischof einen gemeinsamen Pfarrer, dazu einen Wirtschaftsverantwortlichen und den Pastoralrat als Leitungsgremium. Der Pastoralrat besteht aus jeweils zwei Vertretern der einzelnen Teilgemeinden. Die ehemaligen Pfarrer werden dann zu Pfarrvikaren (ähnlich wie früher ein Kaplan). Grundlegende Entscheidungen werden nicht mehr in Asten getroffen, sondern im großpfarrlichen Leitungsteam.
Ich als Priester werde noch einige Jahre mit klaren Einschränkungen zur Verfügung stehen (hl. Messe, Sakramente wie Taufe, Beichte, Krankensalbung, teilweise Begräbnisse). In anderen Teilgemeinden werde ich ebenso aushelfen. Wir werden für Asten – wie schon begonnen – ein ehrenamtliches Team aufbauen, das einige Bereiche des Pfarrlebens übernimmt, z.B. Evangelisierung und Mission, Soziales und Caritas, Finanzen und Erhaltung der Bausubstanz. Finanziell bekommen wir nur mehr etwa die Hälfte des bisherigen Kirchenbeitragsanteils aus Asten.
Unser Bischof selbst sagt aber auch: Diese Strukturreform wird nicht aus sich heraus neues christliches Leben hervorbringen. Sie ist nur eine Rahmenbedingung, die das christliche Leben ermöglichen soll, und das vorhandene Personal gerecht verteilt.
Das Ende der Volkskirche. Wir sind dabei zu realisieren, dass eine Ära zu Ende geht, nämlich die Volkskirche. Als diese Form früher noch funktionierte, war Österreicher-sein und Katholisch-sein beinahe deckungsgleich. Es war selbstverständlich, am Sonntag die Messe mitzufeiern. Eltern gaben die Glaubensinhalte authentisch an ihre Kinder weiter. Sie beteten zuhause mit ihnen und begleiteten sie aktiv zum Sakramentenempfang (Taufe, Firmung, Beichte, Eucharistie). Seit Ende der 60er-Jahre ist dies schrittweise, aber sehr deutlich, völlig anders geworden. Christsein ist heute eine Ausnahme, wirklich den Glauben zu praktizieren eine Seltenheit geworden.
In der Zeit nach dem Konzil hoffte die Kirche, durch Erleichterung der Anforderungen und Anpassung an die moderne Gesellschaft, das Verbleiben vieler Menschen in der Kirche noch zu bewirken. Dadurch blieben allerdings vielerorts kaum andere Glaubensinhalte übrig, als sozial zu sein. Eine lebendige Christusbeziehung ist somit weithin unbekannt. Vielen ist es aus rein traditionellen Gründen wichtig, Taufe, Erstkommunion und Firmung wahrzunehmen. Das führt jedoch im Alter von ca. 19 Jahren oft zum Kirchenaustritt. Warum? Weil keine innere Beziehung zu Gott aufgebaut wurde und einem die frohmachende Begegnung mit Jesus völlig unbekannt bleibt. Es gibt aber auch in der westlichen Welt katholische Gemeinden, die wachsen. Dort geschehen ganz andere, wirklich begegnende Formen der Christianisierung. Davon lernen wir in Asten intensiv schon seit mehreren Jahren, mit durchaus gutem Erfolg: Plötzlich sind neue junge Christen da, denen der Glaube im Alltag wirklich etwas bedeutet. Auch die Sakramente sind ihnen keine lästige Pflicht mehr.
Sterbeprozess und neuer Aufbruch. So schmerzlich er ist, so notwendig ist auch der begonnene Sterbeprozess der Volkskirche. Nicht nur für Seelsorger oder aktive Christen, sondern paradoxerweise auch für Fernstehende oder Ausgetretene. Sie möchten gerne eine „Servicekirche“ aufrechterhalten, die alle Wünsche erfüllt. Aber die christliche Botschaft der Jüngerschaft und Nachfolge Jesu bleibt dabei auf der Strecke. Die Kirche muss jedoch nicht um jeden Preis Volkskirche sein, sondern soll mit dem Bekehrungsruf Jesu beginnen: „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15)
Christsein als Entscheidung. Kirche war in den ersten Jahrhunderten eine Entscheidungskirche. Dort wo Christsein bewusst gelebt wird, entsteht neues Leben. Viele neue, großartige Aufbrüche in Afrika, Ostasien, Südasien, aber auch in Amerika und Europa, entstehen für die Kirche durch Menschen, die sich für Jesus entscheiden. Ja, es ist schmerzlich, wenn schöne Kirchen nicht mehr erhalten werden können, womöglich veräußert werden müssen. Vermutlich werden auch bei uns Gebäude, Kirchen, Pfarrhöfe stillgelegt, wie schon lange bei den norddeutschen evangelischen Kirchen der Fall. Wer aber Jesus wirklich begegnet und Gemeinschaft erlebt, ist auch gerne bereit, finanziell zu geben.
Im nächsten Pfarrmagazin werde ich die Gedanken zur Neuorientierung fortsetzen. Schöne Sommerferien wünscht euch,
euer Pfarrer Mag. Franz Spaller